Es muss sich mühsam anfühlen …
Die meisten Menschen wachsen mit dem erzieherischen Satz auf:
Ohne Fleiß kein Preis
Die Eltern wollten darauf hinweisen, dass Anstrengung erforderlich ist, um etwas zu erreichen. „Müßiggang ist aller Laster Anfang.“ wollte uns sagen, dass die Faulen eben nichts erreichen. Und die meisten Menschen haben solche und ähnliche Weisheiten zu ihren unbewussten Kernüberzeugungen gemacht.
Immer wieder begegne ich Führungskräften, die eine Menge Fleiß und Mühe in Ihre Arbeit stecken. Und sie sind scheinbar darin sehr erfolgreich, auch wenn Beziehungen, Hobbies und Gesundheit auf der Strecke bleiben. Die Erfahrung des eigenen Erfolgs bestätigt, dass diese Weisheit über Erfolg und Anstrengung stimmt.
Weisheit stimmt! Oder nicht?
Ich kennen auch mindestens genauso viele Menschen, die enorm fleißig sind, und diesen Erfolg nicht haben. Und ich kenne eine Menge Menschen, die alles andere als „fleißig“ sind, die regelmäßig auf dem Golf-Platz zu finden sind, eine traumhafte Beziehung pflegen, die viel mit Freunden zusammen sind, Sport treiben und fast zahllose Hobbies haben, und dennoch erfolgreich sind.
In Unternehmen spiegelt sich die zitierte Weisheit auch wieder. Immer wieder höre ich von Effizienzsteigerungsprogrammen (oder wie immer sie heißen). Sie haben das Ziel, Prozesse zu verschlanken, zu automatisieren und zu beschleunigen. Da wird also der Sandhaufen nicht mehr mit der Schaufel bewegt, sondern mit einem Bagger. Das erfordert Investitionen, die Unternehmen häufig in die Abhängigkeit treiben. Kaum jemand stellt die Frage, ob der Sandhaufen überhaupt sein muss. Auch wenn man höchst effizient damit umgeht: Es bleibt ein Sandhaufen. Anstrengung ist die Folge.
Gleichzeitig klagen Führungskräfte dann über mangelndes Personal. Und wenn man genau hinschaut, sind die (hoch qualifizierten) Mitarbeiter mit Sandhaufen beschäftigt. Angestrengt natürlich.
Und Sie als Führungskraft? Sind Sie very busy? Tanzen Sie auf allen Hochzeiten und müssen Sie jede Karre aus dem Dreck ziehen? Auch wenn Sie das ziemlich effizient machen: Es bleibt ein Sandhaufen! Macht Anstrengung Sie erfolgreich?
Natürlich können Sie Beziehungen, Familie, Hobbies und Gesundheit opfern. Und Sie bekommen vielleicht auch für Ihre Anstrengung einen Preis, eine Beförderung, eine Gehaltserhöhung, einen größeren Firmenwagen oder eine Belobigung. Für diesen Haufen Sand opfern Sie einen wesentlichen Teil Ihres Lebens.
Die erfolgreichen Führungskräfte sind nicht die Fleißigen
Schauen Sie mal genau hin! Die Erfolgreichen sind die, die klar sagen, was das Ergebnis sein soll und dann aus dem Weg gehen. Jetzt haben Sie Zeit auch für die anderen (wichtigen) Dinge in Ihrem Leben. Und jetzt haben Sie vor allem Zeit für das, wofür ich Sie (falls ich Ihr Arbeitgeber wäre) wirklich bezahlen würde: Für Führung. Nicht für sinnlose Anstrengung.
Führung in diesem Sinne hat nichts mit TUN zu tun, sondern vor allem mit NICHT-TUN.
I hire people brighter than me. Then I get out of their way. (Lee Iococca)
Mit dem meisten Dingen, die Sie tun, stehen Sie sich und Ihren Mitarbeitern im Wege. Fangen Sie mal an, Ihr Werkzeug zu schärfen. Sie haben dafür keine Zeit?
Ihr Werkzeug? Ja, das sind Sie selbst. Bringen Sie sich in Form, in Top-Form. Dazu braucht es echte Balance aller Lebensbereiche. Es braucht ständige Lernprozesse (vor allem in artfremden Themen). Es braucht Klarheit, Fokussiertheit. Und es braucht einen freien Kopf. Und den bekommen Sie nicht mit Anstrengung beim Schaufeln von Sand.
Über den Sinn (oder Unsinn) einer Drei-Tage-Woche hatte ich bereits vor geraumer Zeit geschrieben.
Nehmen Sie sich drei Tage Auszeit von der Anstrengung.
In meiner Rolle als Leiter der Personalentwicklung und als Personalleiter habe ich mit meinem Team immer wieder Strategie-Meetings veranstaltet. Dazu haben wir uns zurück gezogen und über Dinge, die wir noch tun wollten, nachgedacht, diskutiert und konzipiert. Wir haben neue Themen generiert. Wir haben über Um-Organisationen diskutiert. Nahezu nie haben wir darüber nachgedacht, was wir nicht mehr tun wollen. Das mache ich heute anders.
Immer wieder nehme ich mir drei (oder mehr Tage) Zeit, um über das nachzudenken, was ich tue. Und die erste Frage, die ich mir zu jeder einzelnen Aufgabe stelle, ist: Muss ich das wirklich tun? Hilfreich ist dabei eine zweite Frage: Was passiert, wenn ich das nicht mehr tue? Oft erstelle ich mir dazu eine Nutzen-Matrix, um zu sehen, welchen Sekundärnutzen eine Aufgabe hat. Und dann lasse ich los …
Das braucht eine Menge Mut.
Welche Gedanken gehen Ihnen jetzt durch den Kopf? „Das ist ja alles richtig, aber …“ oder „Ich würde das ja auch gerne, aber bei mir ist das alles anders …“ oder „Der hat schön reden. Der ist ja selbstständig, aber ich muss nach klaren Regeln funktionieren.“ oder …
Das schaffen Sie nicht.
Ein Selbsttest gefällig?
Nehmen Sie sich für morgen oder übermorgen einen halben Tag frei und machen Sie etwas, was Sie noch nie getan haben. Geht nicht? Warum nicht?
Aber Sie sind doch Führungkraft und nicht Sklave!
Schreiben Sie die Gründe auf, warum das nicht geht (bitte wirklich schriftlich). Und jetzt überprüfen Sie diese Gründe mit der Frage:
„Was würde passieren, wenn ich es – trotz der vielen guten Gründe – dennoch tue?“
Und dann werden Sie vielleicht entscheiden, es tatsächlich zu tun. Schreiben Sie mir oder uns allen (unten in den Kommentaren) Ihre Erfahrungen.
(Übrigens werde ich das auch tun.)
Sind Sie Opfer oder Täter?
Wann übernehmen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Leben? Nein, hier geht es nicht um Aussteigen, sondern um Gestalten. Hier geht es darum, dass Sie für Ihr Unternehmen und dass Sie als Führungskraft wirklich wertvoll werden. Es geht nicht um Anstrengung.
Es geht um Sie!
Seminar SelfCare Management
Sie wollen zu den Besten gehören? Sie haben einen hohen Anspruch und erwarten viel. Dazu brauchen Sie einen freien Kopf, klare Gedanken sowie geistige und körperliche Vitalität.
Viele Führungskräfte verhalten sich oft destruktiv. Sie machen faule Kompromisse, die eine Menge Probleme schaffen. Familie, Freunde, Gesundheit und Freizeit erhalten kaum Aufmerksamkeit. Selbst eigene Bedürfnisse werden geopfert. Wie werden Sie den immer härter werdenden Wettbewerb gewinnen?
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Hallo Herr Hein,
schon oft habe ich Ihre Artikel gelesen und genossen.
Diesen möchte ich nicht so unbeantwortet stehen lassen.
Warum?
Weil mich der einfache Vergleich mit dem Sandhaufen fasziniert hat, es sind eben oft die einfachen Dinge des Lebens, die den Unterschied machen.
Technisch gesehen erinnere ich mich hier an die „cash cow“ SMS. Mit einem technisch einfach zu realisierenden Produkt haben die Netzbetreiber Millionen verdient.
Auch ich erkenne mich in Ihren Beschreibungen wieder, ohne Fleiß kein Preis, immer länger als die Kollegen arbeiten, über alles Bescheid wissen müssen …
Und dabei das Privatleben und sich selbst zu vernachlässigen und damit nicht mehr ausbalanciert zu sein, das merkt man dann erst viel später.
Das hilft jedoch keinem, nicht dem Unternehmen, nicht den Mitarbeitern und schon gar nicht einem selbst.
Man muß das Hamsterrad von vermeintlich richtigen Ansprüchen anderer verlassen und das Rad selbst steuern.
In einem anderen Beitrag hatte ich einmal gelesen, dass es sinnvoll sein kann, eine „not to do“ Liste zu erstellen, ein ebenfalls interessanter Ansatz, um Zeit für die Balance zu finden.
Ich nehme Ihren Artikel als Motivation, und werde mich einmal in der Umsatzung üben.
Vielen Dank für die Inspiration,
Ihr Frank Schnapka