
Das zweite Grundprinzip der Neurologischen Führung, das ich in meiner Serie Grundelemente Neurologischer Führung vorstellen möchte, ist Fokussierung. Am Ende dieses Beitrags nenne ich Ihnen drei Tipps, wie Sie dieses Element nutzen können.
Aus der Psychologie und der Neurobiologie wissen wir, dass Fokussierung wie nichts anderes unsere Wahrnehmung steuert. Vielleicht kennen Sie das: Sie planen, ein neues Auto zu kaufen und haben es bereits konfiguriert. Jetzt sehen Sie auf der Straße plötzlich ganz viele diese Autos, die Ihrer Konfiguration sehr ähnlich sind. Fahren jetzt etwa mehr solcher Autos durch die Gegend? Oder fahren die jetzt extra in sichtbarer Nähe? Nein, Ihre Wahrnehmung hat sich geändert.
Im negativen Fall kennen wir das auch zu Genäge: Sie regen sich über einen Menschen auf. Etwas an ihm oder ihr ärgert Sie. Jeder Begegnung bestätigt diese Eigenart und Ihnen fällt das immer häufiger auf. Sprechen Sie mit einem Dritte darüber, sagt der: „Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ – und es wundert Sie, weil es doch offensichtlich ist.
Fokussierung steuert unsere Wahrnehmung
Ihr Gehirn nimmt 11 Millionen Sinneseindrücke pro Sekunde auf. Dieser Daten-Tsunamie ist kaum vorstellbar. Damit wir damit zurecht kommen, muss unser Gehirn diese vielen Informationen filtern. Unser Fokus ist ein solcher Filter.
Wie entsteht dieser Fokus-Filter? Durch Lenkung von Aufmerksamkeit. Oft lenken wir unsere Aufmerksamkeit mehr oder weniger unbewusst auf Gefahren. Dahinter liegen archaische Programme aus der Zeit der Säbeluahntiger. Medien und andere Menschen lenken gelegentlich unsere Aufmerksamkeit. Plötzlich fallen uns immer wieder die gleichen Informationen auf. Wir können aber auch sehr bewusst unsere Aufmerksamkeit und damit unsere Wahrnehmung lenken. Dazu braucht es Visionen und Ziele.
Fokussierung auf Ziele steuert Wahrnehmung und Handeln
In diesen Tagen arbeitete ich mit einer Führungskraft aus dem Controlling an der Vision seines Verantwortungsbereiches. Er entwickelte die Vision „Beste Entscheidungen“. Seine Vision ist, dass andere im Unternehmen mit seiner Unterstützung beste Entscheidungen treffen. Diese Führungskraft trug diese Vision in ihr Team. In jedem Meeting sprach man davon. Auf jeder Folie steht jetzt diese Vision. Er ließ sich Keilrahmen-Bilder mit diesen beiden Wörtern anfertigen und hängte sie in allen Büros als. Das gleiche Bild verwendet er als Hintergrund- und Pausenbild auf dem Rechner.
Bei jeder Tages- oder Wochenplanung steht die Vision an erster Stelle und er fragt sich und seine Mitarbeiter, was sie heute bzw. in dieser Woche tun können, damit diese Vision real wird.
Durch diese Fokussierung leitet er alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, ebenfalls diese Vision ins Visier zu nehmen. Er lenkt die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter. Alles Handeln – bewusst oder unbewusst – richtet sich auf diese Vision aus. Und alles, was dieser Vision nicht dient, wird automatisch eliminiert. So entsteht hoch wirksame Führung.
Im Rennfahrer- oder auch Fahrsicherheits-Training lernen wir, dorthin zu schauen, wo wir hin wollen. Allein dieser Fokus steuert uns, in einer schwierigen Situation das richtige zu tun.
Fokussierung beeinflusst das Gehirn
Londoner Taxifahrer absolvieren eine extrem anspruchsvolle Prüfung: Sie müssen 25.000 Straßen, Plätze und Sehenswürdigkeiten in London und jeden von einem beliebigen Ort kürzesten Weg dorthin. Im Kernspintomografen erkannte man, das sie einen überdurchschnittlich großen Hippocampus haben, der diese Prozesse steuert.
Im Jahr 1999 konnte durch neurowissenschaftliche Untersuchungen bewiesen werden, dass das Gehirn bis ins hohe Alter neue Nervenzellen und neue synaptische Verschaltungen erzeugen kann. Das erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit und Begeisterung, die aus einem wünschenswerten Zustand (wir sprechen von Zielen) kommt. Auch das Gehirn eines älteren Mitarbeitenden kann sich weiter entwickeln, wenn sie begeistert Ziele verfolgt. Stellen Sie sich vor, Sie könnten das gezielt steuern.
Fokussierung in der Neurologischen Führung
Vision und Ziele müssen nicht nur klar und verstehbar, sondern auch ständig präsent sein. Sie müssen immer wieder ins Zentrum allen Handelns gerückt werden. Sind Vision und Ziele mit positiven Emotionen aufgeladen, begeistern sie die Mitarbeiter, lenken deren Wahrnehmung und deren Handeln.
An fokussierten Zielen lassen sich auch z. B. Prioritäten für Aufgaben oder selbstständige Entscheidungen orientieren. Fokussierte Visionen und Ziele aktivieren unbewusste Denk- und Steuerungsprozesse und steuern automatisiert alles Denken und Handeln auf das Erreichen der Ziele hin. Plötzlich tun sich Chancen, Optionen, Möglichkeiten und sogar Fähigkeiten auf, an denen wir ohne diese Fokussierung vorbei gegangen sind.
Mein Coachee ist begeistert, wieviel leichter es jetzt wird, Ziele zu erreichen und zu übertreffen. Er erfährt, dass Mitarbeiter viel mehr Motivation entwickeln, als das bisher der Fall ist. Mitarbeiter unterstützen sich zunehmend wechselseitig. Gerade jetzt in Corona-Zeiten nutzt er diese Fokussierung, um die Mitarbeiter zusammenzuhalten und auf ein gemeinsames Anliegen einzuschwören. Die Vision und die Ziele werden quasi zum Kristallisationspunkt des Teams. Das ist neurologisch.
Drei Tipps für Ihre Fokussierung
Was können Sie tun, um Aufmerksamkeit und damit Ihren Fokus auf Erwünschtes zu lenken?
- Formulieren Sie eine emotional aufgeladene Vision für Ihren Verantwortungsbereich. Gerne unterstütze ich Sie dabei.
- Etablieren Sie eine Routine, in der Sie sich zu Beginn eines Arbeitstages mit dem beschäftigen, was Sie erreichen wollen.
- Erzeugen Sie Reminder, die Sie (und Ihre Mitarbeiter) beständig an das große Ganze, an die Vision, erinnern.
Für Fragen nutzen Sie unten die Kommentare oder schreiben Sie mir eine eMail.
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