Was ist Neurologische Führung?
Neurologische Führung ist ein offenes Modell, das Aspekte der Führungs- und Organisationskultur, der inneren Haltung der Führungskraft sowie des konkreten Führungshandelns empfiehlt, um wesentlich zur Motivation und Gesundheit der Mitarbeiter sowie der Führungskräfte beizutragen. Hierzu folgt sie ganz bestimmten Grundprinzipien:
Die Neun Neurologischen Grundprinzipien
Nachstehend stellen wir Ihnen die neun neurologischen Grundprinzipien vor.
Verstehbarkeit
Menschen sind motivierter und gesünder, wenn sie klare Ziele haben bzw. kennen und vor allem das Warum und Wofür hinter den Zielen kennen.
Menschen geben Ereignissen oft zunächst ungünstige Bedeutungen (archaische Reaktionsmuster aus der Frühgeschichte des Menschen). Sobald sie das Ereignis jedoch besser verstehen, ändert sich auch die Stimmung. Dies hat wesentliche Implikationen für die Gestaltung von Changeprozessen, wie zum Beispiel in der Digitalen Transformation.
Wenn Menschen den positiven Einfluss des eigenen Verhaltens auf das Wohlergehen eines anderen Menschen kennen, sind sie zu einer entsprechenden Handlung deutlich stärker motiviert.
Vision, Mission und Strategie sowie Ziele sind dann neurologisch formuliert, wenn sie gehirngerecht formuliert sind.
Fokussierung
Fokussierung steuert unsere Wahrnehmung (Psychologie und Neurobiologie der Wahrnehmung).
Seit 1999 ist in neurowissenschaftlichen Untersuchungen bewiesen, dass das Gehirn bis ins hohe Alter nicht nur neue synaptische Verschaltungen, sondern auch neue Nervenzellen bilden kann (Neuroplastizität). Für diese Neuroplastizität ist Aufmerksamkeit entscheidend.
Partizipation/Mitgestalten
Gestalten wollen und über sich hinaus wachsen wollen, gehört zu den neurobiologischen Grundbedürfnissen eines jeden Menschen.
Aus der Neurobiologie: Nach Wahrnehmung einer Stressursache (Stressauslöser) ist der Grad der Kontrollierbarkeit entscheidend für die Reaktionen (Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse = Angriff-Flucht-Resignations-Modus). Drei Wege, um in den günstigeren Zustand kontrollierbarer Stressreaktion zu gelangen:
- Glauben, dass sie selbst eine Lösung für das Problem finden werden.
- Darauf vertrauen, dann andere bei der Lösung des Problems helfen können.
- Ohne die Lösung zu kennen, wissen Sie, dass es eine gute Lösung geben wird.
Je intensiver eine Führungskraft die Mitarbeiter mitgestalten lässt, Denkprozesse an sie auslagert und sich damit auf weniger Dinge konzentrieren muss, desto mehr hat sie Zugriff auf das eigene Potenzial.
Würdigung/Feedback
Kontrolle muss so gestaltet sein, dass sie gehirngerechtes Feedback ermöglicht. Die Entwicklung von Mitarbeitern soll feedbackorientiert möglichst on the job geschehen. Der Mitarbeiter muss immer das Gefühl haben, als Mensch und mit seinen Beiträgen gewertschätzt zu sein. Neurologische Führung empfiehlt deshalb auch, dass Führungskräfte aufmerksame Beobachter sind.
Zugehörigkeit/Verbundenheit
Mitarbeiter, die eine starke Zugehörigkeit und Verbundenheit mit dem Unternehmen verspüren, verlassen deutlich seltener das Unternehmen und sind deutlich weniger krank. Neurologische Führung senkt die Fluktuation.
Mitarbeiter brauchen das Gefühl/die innere Überzeugung, dass sie dazu gehören und Teil des Ganzen sind. Partizipation ist die entscheidende Grundlage. Wenn Mitarbeiter in Planung & Organisation und in Entscheidungen eingebunden werden, kann das Gefühl nach Verbundenheit entstehen. Auch Kontrolle sollte so gestaltet werden, dass der Mitarbeiter dieses Gefühl entwickeln kann.
Sinnhaftigkeit
Eine klare Vision gibt jedem Mitarbeiter (und jeder Führungskraft) die Chance, ihren eigenen Sinn darin zu erkennen und sich ggf. auch gegen das Unternehmen (bzw. den Verantwortungsbereich) zu entscheiden. Ziele müssen als sinnvoll von den Mitarbeitern wahrgenommen werden. Der Mitarbeiter sucht in Planung & Organisation, Entscheidung, Kontrolle und Mitarbeiterentwicklung (s)einen Sinn. Dabei orientiert er sich an der übergeordneten Vision und den (ggf. gemeinam) definierten Zielen.
Vertrauen/Zutrauen
Aus der Beeinflussung der inneren Bilder und Überzeugungen folgt ein besserer Zugriff auf das vorhandene Potenzial, was zu einem anderen/besseren Verhalten und zu neuen Erfahrungen führt. Die neuen Erfahrungen führen zu neuen/modifizierten inneren Bilder und Überzeugungen.
Entscheidung und Kontrolle müssen in der Neurologischen Führung so gestaltet sein, dass der Mitarbeiter grundsätzliches Vertrauen wahrnimmt. Entscheidungen (in definiertem Rahmen) durch den Mitarbeiter treffen zu lassen, ist ein Zeichen des Vertrauens, aber auch des Zutrauens. In der Festlegung/Vereinbarung von individuellen Zielen stellt sich die Frage des Zutrauens. Echtes Zutrauen fördert die Motivation und erzeugt Bindung an das Unternehmen.
Talente & Stärken
Der Blick auf Stärken unterstreicht die Individualität des Menschen. Jeder Mensch besitzt ein anderes Potenzial. Schwächen lassen sich nicht in Stärken ummünzen. Stärken zu nutzen ist ungleich effizienter, stärkt die Mitarbeiter und vermeidet Frust auf allen Seiten. Der Blick auf Stärken vermeidet auch, den Mitarbeiter als Opfer zu betrachten. Exzellente Führungskräfte erzeugen Job Fit und bringen Talente & Stärken (immer wieder) mit den Aufgaben in Deckung.
Mitarbeiter, die ihre Talente und Stärken nicht oder zu wenig einbringen können, resignieren, wirken unmotiviert und gehen in die innere Kündigung. Damit werden sie viel zu oft als schlechte Mitarbeiter abgestempelt. In Wahrheit fehlt ihnen die Gelegenheit, ihre Talente und Stärken unter Beweis zu stellen.
Nur 20 Prozent aller Mitarbeiter haben Gelegenheit, das zu tun, was sie am besten können.
Positives Denken
Die Neurologische Führung steht für eine positive Haltung, die auch durch die inzwischen ernstzunehmende Positive Psychologie in ihrer Wirkung belegt ist. In allen Leadership-Trainings achten wir auf die Steigerung der Losada-Rate.
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Vision definieren – Die zentralste Aufgabe einer Führungskraft ist es, einen Vision für den Verantwortungsbereich zu definieren.
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Ziele formulieren mit Kennzahlen für Motivation und Begeisterung ist nicht unmittelbar möglich. Es braucht dazu einen wichtigen Umweg, den ich Ihnen in diesem Beitrag zeige.
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Positives Denken bedeutet nicht die Rosarote Brille, sondern auf die positiven Dinge zu schauen und Ziele zu fokussieren.