Mitarbeiter führen durch Fokussierung
Mitarbeiter führen ist oft eine Herausforderung. Tun Ihre Mitarbeiter das, was Sie von ihnen erwarten? Alle? Uneingeschränkt? Die meisten Führungskräfte, mit denen ich zu tun habe, haben tolle Mitarbeiter. Alle haben sie aber auch Mitarbeiter, von denen sie sich am liebsten trennen würden, wenn das mal so einfach ginge. Und meistens sind es nur einzelne, die eine Menge Zeit und Energie rauben. Geht es Ihnen auch so?
Abmahnen, kündigen, versetzen … oder was noch?
Günter M. ist Vorarbeiter im Produktionsbetrieb eines mittelständischen Unternehmens. Er ist seit über 30 Jahren im Unternehmen, gelernter Schlosser und leitet jetzt etwa 25 Mitarbeiter. Seine „Schicht“ ist hinsichtlich der Produktivität die schlechteste von vier vergleichbaren Schichten. Die Krankenquote ist in seinem Bereich ebenfalls mit Abstand die höchste. Außerdem beklagen sich die Mitarbeiter ständig über den Führungsstil und die Arbeitsbedingungen und auch die Fluktuation ist die höchste im ganzen Unternehmen.
Nehmen wir an, Sie wären der Leiter der Produktion, Günter M. wäre also Ihr Mitarbeiter. Was würden Sie jetzt tun?
Gesundheitsmanagement
Nun, die meisten Führungskräfte werden Gespräche mit dem Mitarbeiter führen. Sie würden Günter M. die Krankenstatistik vorlegen und ihn fragen, was er gedenkt zu tun. Günter M. wird entgegnen, dass das ja wohl eindeutig an den Mitarbeitern liegt und nicht an ihm. Jetzt werden die meisten die Personalabteilung und vielleicht auch den Betriebsrat mit an den Tisch holen. Gemeinsam werden Maßnahmen eingeleitet, die die Krankenquote senken sollen. Vermutlich passiert kaum etwas. Also werden weitere Gespräche geführt. Herr M. fährt zu einem Führungsseminar, um an seiner Führungskompetenz zu arbeiten. Als Produktionsleiter werden Sie Günter vermutlich an der kurzen Leine führen, häufigere Kontrollen, tägliche Gespräche und vielleicht bekommt M. sogar einen Mentor an die Seite gestellt.
Noch vor kurzem bin ich in der Mittagspause eines Seminartages mit genau dieser Situation konfrontiert worden. „Herr Hein, was würden Sie denn tun?“ Plötzlich wurden alle Teilnehmer am Tisch still. Scheinbar war dies eine für viele Führungskräfte interessante Frage. Als Antwort stellte ich eine Gegenfrage: „Wer bzw. noch besser, welches Verhalten bekommt in Ihrem Unternehmen die größte Aufmerksamkeit?“
Was bekommt im Mitarbeiter führen die größte Aufmerksamkeit?
Die Teilnehmer am Mittagstisch dachten kurz über meine Gegenfrage nach und begannen dann still zu nicken. Und natürlich bekam Günter M. und sein Verhalten die größte Aufmerksamkeit. Genau hier liegt dei Gefahr. Weil etwas nicht so läuft, wie Sie es erwarten, bekommt es Aufmerksamkeit. Und solange Sie einem unerwünschten Verhalten Aufmerksamkeit schenken, werden Sie dieses Verhalten verstärken. Diese Spirale können Sie leicht aufbrechen. Der Trick ist einer von vielen Aspekten Neurologischer Führung, aus meiner Sicht sogar ein wesentlicher:
Verhalten, das keine Aufmerksamkeit erhält, erlischt.
Die meisten Menschen folgen einem sehr wesentlichen Motivator: Aufmerksamkeit bekommen. Wir alle wollen Bestätigung, dazu gehören, wichtig sein, gefragt werden, … Und Menschen tun alles, um das zu bekommen. Der Klassen-Clown bekommt für seine ungefragten Äußerungen Aufmerksamkeit, manchmal sogar in Form eines Verweises vor die Tür. Aber er stand im Mittelpunkt. Und deswegen tut er es immer wieder.
Warum kommen einige Mitarbeiter immer zu spät zu Besprechungen? Weil sie Aufmerksamkeit bekommen. Warum gibt es Nörgeler im Unternehmen? Weil sie Aufmerksamkeit bekommen. Warum werden Menschen krank? Vielleicht, weil sie für Krankheit mehr Aufmerksamkeit bekommen, als für Gesundheit?
Schauen Sie doch bitte mal in Ihr Umfeld: Was bekommt beim Mitarbeiter führen von Ihnen die größte Aufmerksamkeit? Sind das die Dinge, die Sie wollen?
Aufmerksamkeit auf erwünschtes Verhalten richten
Für den Fall, dass Sie das Verhalten von Günter M. verändern wollten, stellen Sie sofort und radikal jegliche Zuwendung bei unerwünschtem Verhalten ein. Viele sagen an dieser Stelle, dass sie dieses Verhalten doch nicht unkommentiert durchgehen lassen können. Doch! Meistens schon. Und da, wo das nicht geht, ist die einzige und richtige Reaktion: Ermahnung – Abmahnung – Kündigung. Ihr klares Statement darf sein: Dieses Verhalten dulden wir hier nicht. Mitarbeiter führen hat mit Konsequenz zu tun.
Auch wenn dieser erste Schritt schon extrem schwer fällt, der zweite ist noch schwieriger. Erwischen Sie Günter M. dabei, wie er ein erwünschtes Verhalten zeigt und schenken Sie ihm dort Aufmerksamkeit. Das ist manchmal wie das sprichwörtliche Suchen der Stecknadel im Heuhaufen.
Mitarbeiter führen: Was geht gut?
Was passiert jetzt? Das neuronale Programm im Gehirn von Günter wird sich nicht verändern. Und wären Sie die beste Führungskraft der Welt – diese Denkstrategie ist und bleibt stabil. Aber Mitarbeiter führen fällt Ihnen leichter, wenn es Ihnen gelingt, diese Denkstrategie für Ihre Ziele zu nutzen. Gemeinsam mit vielen anderen Aspekten nennen wir das Neurologische Führung.
Sehr destruktive Mitarbeiter führen Sie vermutlich kleinschrittiger. Sie richten Aufmerksamkeit auf Verhalten, das wahrnehmbar besser ist, als das überwiegend destruktive Verhalten. Es ist vielleicht noch nicht optimal, aber die Richtung der Entwicklung stimmt. Vielleicht hilft Ihnen hier das Bild aus der Entwicklung eines Kindes: Die Eltern jubeln, wenn das Kind das erste Mal alleine auf den wackeligen Beinchen steht. Sie loben das Kind, lachen und freuen sich. Und das Kind freut sich auch und lacht mit. Ein Außenstehender sagt vielleicht: „Na ja, Stehen, aber sicher ist das noch nicht, und Laufen geht auch noch nicht, geschweige denn die 100 Meter in 10 Sekunden zu schaffen. Und siehst Du, jetzt ist sie hingefallen.“ Nein, wir freuen uns über den kleinen Schritt. Und der bekommt Aufmerksamkeit. Das ist neurologisch.
Schenken Sie also dem erwünschten Verhalten Aufmerksamkeit. Und das ist manchmal nur ein Blick oder ein Halbsatz. Ich habe einer Mitarbeiterin gesagt: „Übrigens, ich bekomme schon mit, wie Du mit unseren Führungskräfte umgehst.“ Mein Blick war ein wertschätzender. Und Ihre Reaktion war ein Strahlen über das ganze Gesicht und Sie ging noch motivierter und vorbereiteter in die nächsten Gespräche.
Mit anderen Worten: Energy flows where Attention goes. Lenken Sie die Aufmerksamkeit in die richtigen Bahnen.
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