Wer fragt führt.
In vielen Leadership Trainings ist der Satz zu hören: Wer fragt führt. Man will Führungskräften austreiben, selbstherrlich und allwissend Entscheidungen zu fällen und Anweisungen zu geben. Mitarbeiter sollen gehört und beteiligt werden. In der Praxis führt diese „neue“ Erkenntnis bisweilen zu sehr absurden Fragen. Wie kann man das besser machen?
Fragen sind hervorragend geeignet, die Führung zu übernehmen. Denn im Gegensatz zu Fragen führen bloße Anweisungen eben nicht mehr kadergehorsamst dazu, dass Mitarbeiter das tun, was Chefs anordnen. Längst werden diese Anweisungen hinterfragt, Mitarbeiter wollen verstehen. Und mit diesen Fragen übernehmen oft die Mitarbeiter die Führung und drängen Führungskräfte in die Ecke.
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Wer fragt führt.
Das Fragen und Hinterfragen führt dazu, dass Menschen über diese Fragen nachdenken (müssen). Das folgt dem ganz einfachen Kommunikations-Prinzip, dass man eine Botschaft verarbeiten muss, um sie zu verstehen. Also ist sie im Gehirn drin und das Gehirn muss sich damit beschäftigen. Auf der Substruktur einer solchen Botschaft, versucht das Gehirn eine Bedeutung zu geben. Und damit ist die Beeinflussung da. Wer fragt führt.
Oft habe ich nach Leadership Trainings Führungskräfte in der Praxis beobachtet. Jetzt haben sie wild drauf los Fragen gestellt: Können Sie mir das bitte mal kopieren? ist eine sinnlose Frage, da sie nur Ja oder Nein als Antwort zulässt und eigentlich keine Frage sondern eine Anweisung oder Bitte ist. Wer so fragt, führt nicht – er macht sich lächerlich.
Auch Kontrollfragen sind für den Führungseinfluss denkbar schlecht: Wer war das? fragt nach dem Schuldigen und Wieso haben Sie das noch nicht erledigt? unterstellt Schuld und drängt in die Defensivrolle.
Echte Fragen
Für echten Führungseinfluss braucht es echte Fragen. Echte Fragen haben eine gemeinsame Basis: Das Verstehen wollen. Das ist eine innere Haltung, die von echtem Interesse getrieben ist. Fragen, wie Wie meinst Du das?, Was bedeutet das für die Zukunft aus Deiner Sicht? oder Wie können wir den Erfolg gemeinsam sicherstellen? sind sehr wertvoll, wenn sie das echte Verstehen fördern wollen. Wenn sie jedoch beabsichtigen, den anderen bloß zu stellen, gar wenn sie mit sarkastischem Unterton gestellt werden, sind sie kontroproduktiv und zerstörerisch.
Wie erleben Sie folgende Fragen mit Blick auf die Wirksamkeit in der Mitarbeiterführung?
Fragen, die fokussieren
Was glauben Sie, würde besser, wenn wir … erreichen? – Jetzt muss der Mitarbeiter über das Ziel nachdenken und muss zwangsweise dieses Ziel fokussieren.
Was wird möglich sein, wenn wir … erreicht haben? – Der Mitarbeiter denkt über das Ziel gar nicht mehr nach. Er unterstellt, es ist erreicht und denkt über die dadurch geschaffenen Möglichkeiten nach.
Wie denken Sie, wird sich der Umsatz entwickeln, wenn wir … einrichten? – Auch hier wird das Ziel als erreicht unterstellt und der Mitarbeiter muss über den Nutzen der Zielerreichung nachdenken.
Fragen, die reflektieren
Was genau können wir an unserer Zusammenarbeit verbessern? – Es wird unterstellt, dass dem Mitarbeiter die Zusammenarbeit wichtig ist. Oberflächliche Antworten müssen unbedingt im Sinne des Verständnisses hinterfragt werden – aber mich echtem Interesse des Verstehenswollens.
Wie kann ich ich tun, damit Sie noch besser mit … umgehen können? – Diese Königsfrage eignet sich sehr gut für ein Mitarbeitergespräch, wenn sie echt gemeint ist. Auch hier muss aus den Antworten klar werden, was exakt gemeint ist.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit? – Dies ist eine reflektierende Frage gerade für ein Gespräch nach den ersten Beschäftigungsmonaten. Diese Frage kann auch skalierend gestellt werden (1 bis 10 – vorher klarstellen, was mit 1 und was mit 10 gemeint ist).
Wer fragt führt – Die neue (alte) Macht der Führung
Kluge Fragen, die auf Basis echten Interesses gestellt werden, regen den Mitarbeiter zum Denken an, ohne ihn in eine defensive Rolle zu drängen. Die Führungskraft vermittelt dem Mitarbeiter das Gefühl, dass seine Meinung zählt und dass er (der Mitarbeiter) wichtig ist. Damit wird der Mitarbeiter gestärkt.
Fragen lenken das Denken in gewollte Bahnen. Wer fragt führt den Mitarbeiter in die gewollte Richtung. Genau das ist Führungsaufgabe.
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